Was braucht agile Kommunikation?

Dieser Artikel ist erschienen auf der Platt­form ‘Computer & Automa­tion 01/2022

“Du hast mir schlechte Gefühle gemacht!” – Die Jogging­hose der emotio­nalen Selbstbestimmung

Jogginghose vor Wordwolke mit Gefühlsausdrücken

Er ist noch da – der Mythos der fremd­be­stimmten Gefühle…

Die Lager­feld­sche Jogging­hose des Gefühls?

Ich zucke immer wieder verschreckt zusammen, wenn ich Fragen wie “was hat das mit Dir gemacht?”  oder Aussagen à la “Du hast mich ganz traurig gemacht …” oder “… das gibt Dir ein gutes Gefühl!” höre. Und jedes Mal fällt mir dann der legen­däre Ausspruch der Mode-Ikone Karl Lager­feld ein …

“Wer eine Jogging­hose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren”

Karl Lager­feld

Denn ich frage mich: was ist der Unter­schied zwischen der Lager­feld­schen Jogging­hose und der Annahme, dass etwas oder jemand meine Gefühle bestimmen kann?

Wenn etwas oder jemand etwas mit meinen Gefühlen “machen” kann, habe ich dann nicht die Selbst­be­stim­mung über meine Emotionen, meine Gefühle verloren?

Deine Gefühle gehören Dir – überlasse sie niemandem anderen!

Ich kann fröhlich oder traurig SEIN, aber niemand kann mich fröhlich oder traurig MACHEN. Jemand kann versu­chen mich aufzu­hei­tern oder zu betrüben – ob es funktio­niert und ich dann fröhlich oder traurig bin liegt bei mir!
Taibi Kahler hat das als die 4 Mythen beschrieben:

    • “Du kannst mir ein gutes Gefühl machen”
    • “Du kannst mir ein schlechtes Gefühl machen”
    • “ich kann Dir ein gutes Gefühl machen”
    • “ich kann Dir ein schlechtes Gefühl machen”

Alles beginnt mit meiner Einstel­lung zu mir

Die Einstel­lung zu uns selbst und zu anderen hat großen Einfluss darauf, wie wir auf Aussagen und Verhalten reagieren und fühlen werden.
Wenn ich mir selber sage, dass ich nur in Ordnung bin, wenn ich es anderen recht mache, dann werde ich zulassen, dass andere mir “mir ein gutes Gefühl machen” können. Wenn mich selber nicht OK finde, dann lade ich andere geradezu dazu ein mir “ein schlechtes Gefühl machen” zu dürfen. Im Zweifel gebe ich immer nach, nur um Frieden zu bewahren.
Wenn ich der festen Überzeu­gung bin, dass ich andere perfekt und stark machen kann, dann werde ich versu­chen Sie mit ungefragten Ratschlägen zu “retten”, in der Überzeu­gung, dass ich ihnen “ein gutes Gefühl machen” kann.
Wenn ich andere für verant­wor­tungslos und unenga­giert halte, dann werde ich versu­chen, sie dazu zu bringen, dass sie sich “schlecht fühlen”, um zu bekommen, was ich will.

Was ist Ihre Erfah­rung?
Welche Situa­tionen laden (Sie?) dazu ein, selbst den Mythos zu glauben, dass andere Sie dazu bringen können, sich schlecht zu fühlen?

Was können Sie heute ändern, um die Kontrolle über Ihre Gefühle und Ihr Verhalten zurückzugewinnen?

Seht mich nicht so bedau­ernd an – Allein­sein ist für mich ein Geschenk!

2+1 Teddys - zu Zweit und Alleinsein

… über die Nettig­keit einer unartigen Idee

Ob geschenktes “Allein­sein” nett oder unartig ist beurteilt der Beschenkte

“Was schenken wir Papa zu Geburtstag?” – “Wir lassen ihn allein und gehen aus!”

Bevor mich jetzt eine Welle der Empörung, des Mitge­fühls oder gar Mitleids überrollt, möchte ich klarstellen:  “Ich bin meinem Sohn sehr dankbar, dass er meine Bedürf­nisse so pragma­tisch auf den Punkt gebracht hat!“
Ja, richtig gelesen – was für viele mögli­cher­weise die unartige Idee eines puber­tie­renden Teenagers wäre, ist für mich eine super nette Geschenk­idee. Und ob ein Geschenk gefällt oder nicht gefällt, liegt immer noch im Auge des Beschenkten.

Allein­sein ist keine asoziale Marotte

Der Volks­mund weiß: “Der Mensch ist ein soziales Wesen!”. Spannend wird es bei der Frage: wie viele Menschen braucht ein Mensch um “sozial” zu sein? Brauche ich eine Gruppe um mich, oder reicht ein Mensch? Und sollten es immer die gleichen Gruppen und Menschen sein, oder wie häufig darf/sollte ich wechseln? Kann man “sozial” sein, auch wenn man gerne “allein” ist?
Der ameri­ka­ni­sche Psycho­loge Dr. Taibi Kahler hat bei seiner Entwick­lung des Process Commu­ni­ca­tion Model® (u.a. auch in Zusam­men­ar­beit mit der NASA) ermit­telt, dass die Mehrheit der Menschen Gruppen bevor­zugen, ein Drittel am liebsten nur mit höchs­tens 1–2 weiteren Personen zusammen sind, und jede*r Zehnte gerne alleine ist. Ich persön­lich bewege mich irgendwo in dem Feld zwischen dem Drittel und dem Zehntel.

Allein­sein ist nicht einsam sein

Das bedeutet aber nicht, dass 10% lieber allein auf einer einsamen Insel oder auf einer abgele­genen Alm in den Bergen leben möchten. Es bedeutet, dass Lebens­qua­lität in der Möglich­keit selbst­be­stimmten Rückzugs besteht.
Ich könnte kein Trainer und Berater sein wenn ich keine Menschen ertragen könnte. Und doch habe ich seit jeher mein Einzel­büro sehr geschätzt – Großraum­büros ohne Rückzugs­mög­lich­keit wären mein Horror. Ich vermeide es, mich längere Zeit in Gedränge zu bewegen – bin aber definitiv nicht klaus­tro­phob. Bei Konzerten werden Sie mich nicht im ‘Front of House’ vor der Bühne finden – ich habe einen (Sitz-)Platz am Rand. Ich sitze lieber mit ein oder zwei Freunden am Tresen im Eck, als mit Leuten ‘um die Häuser’ zu ziehen. Ich mag es allein im Café oder in der Kneipe zu sitzen, Menschen zu beobachten und meine Gedanken wandern zu lassen. Bei Feiern, Festen und Empfängen können Sie mich häufiger auch allein und abseits stehend sehen – manchmal gedan­ken­ver­loren, manchmal einfach nur beobach­tend.
Wenn Sie also demnächst das Gefühl haben einen “einsamen” Menschen zu sehen und Sie das Bedürfnis überfällt ihn/sie in Ihre Gruppe zu holen – fragen Sie sich erst:

Dieser Mensch steht dort allein – aber sieht er wirklich traurig dabei aus?

Mein Tipp: Sollte Ihre Antwort kein eindeu­tiges JA! sein, seien Sie behutsam mit Ihrem Angebot und nehmen Sie es nicht persön­lich, wenn Ihre Einla­dung abgelehnt wird.

Wenn Allein­sein ein Bedürfnis ist

Vermut­lich kennt jeder mal den Wunsch nach Allein­sein. Die Frage ist dabei – was ist der Zweck der hinter diesem Wunsch steckt? Ist es, weil Sie endlich mal Ruhe brauchen von der nervigen Familie? Oder weg von den frustrierten Kolle­ginnen und Kollegen, um einfach nur “runter zu kommen” und einfach nur “Ihr Ding” zu machen? Selbst­be­stimmt, weil Sie die anderen gerade nicht sehen mögen?
Oder ist es das ungestörte wandern lassen der Gedanken, die inneren Bilder? Und gibt Ihnen das mehr als eine Beruhi­gung der Nerven, sondern tankt Ihre Batte­rien wieder auf?
Sie sind sich nicht ganz sicher? Dann wählen Sie Ihre Antwort für folgendes Szenario:

Alleinsein an einem Bergsee mit Hütte und FernsichtStellen Sie sich vor Sie sind in den Bergen. Sie errei­chen eine einsame Hütte, davor eine bequeme Bank, unter­halb der Hütte ein kristall­klarer See und dahinter ein atembe­rau­bendes Bergpan­orama.
Wie lange könnten Sie es allein an dieser Hütte aushalten? 10 Minuten? 30 Minuten? 1 Stunde? 3 Stunden? 1 Tag? mehrere Tage? 1 Woche? …

Meine Antwort ist: mindes­tens 1 Woche! Nicht weil ich so gestresst bin, sondern weil ich spüre, wie das Allein­sein (engl. solitude) meine Batte­rien mit auflädt. Ähnlich verhält es sich bei mir auch bei den bereits genannten “größeren” Veran­stal­tungen – ein Moment des Rückzugs, des “inner­li­chen Allein­seins”, gibt mir die Energie um mich auch wieder “unters Volk zu mischen” und Spaß zu haben!

Es ist OK allein zu sein, wenn es einem gut tut!

 

—–

Meine Buchemp­feh­lungen zum Thema:
‘Quiet’  von Susan Cain (Deutscher Titel: ‘Still’)
Seeing People Through’ von Nate Regier

 

Wenn Lehrer meine Augen nicht sehen … werde ich seltener dran genommen

Struwwelpeter (Rebel) und Lehrer Lämpel

Versuch einer Erklä­rung des Friseur-Lockdown-Phänomens …

Gestern hat mich mein Sohn mit einer frappie­renden Erfah­rung konfrontiert:

“Einen Vorteil hat es, dass ich nicht zum Friseur kann! Seit meine Haare so lang sind, dass meine Augen nicht mehr zu sehen sind, werde ich von den Lehrern nicht mehr so häufig ungewollt dran genommen!”

Mein Sohn ist Basis-Rebell  … “Ja und? sind das nicht fast alle Teenager?” werden einige jetzt vielleicht sagen. Meine Antwort: Ja vermut­lich! Aber was ich meine ist der Persön­lich­keitstyp “Rebell” wie ihn der ameri­ka­ni­sche Psycho­loge Dr. Taibi Kahler im Process Commu­ni­ca­tion Model® (PCM) identi­fi­ziert hat.

Persön­lich­keitstyp Rebell? Häh??

Wer den Persön­lich­keitstyp des Rebellen als Basis seiner Persön­lich­keits­ar­chi­tektur hat, hat für die Welt um sich herum sehr schnell ein “Bauch­ge­fühl”. Egal ob Menschen, Dinge oder Situa­tionen – der erste Eindruck zählt, und der ist beim Rebellen: “ich girl gesture confused mag!” oder “ich mag nicht!”. Und zu diesem emotio­nalen Zug gesellen sich gerne Sponta­nität, Kreati­vität und die Fähig­keit spiele­ri­scher auf die Welt zuzugehen. Auch im Kontakt darf es gerne “easy” zugehen. Im Gegen­teil, fehlt in einer Situa­tion für lange Zeit auch mal eine “lockere” Kompo­nente, dann wird das für den “Rebellen” zum echten “Energie­zieher”. Und wenn die Energie fehlt, dann ist Stress nicht weit. Die Stress­kas­kade des “Rebellen” beginnt üblicher­weise mit einem – ggf. nicht hörbaren, aber definitiv sicht­baren – “ich check gerade nichts mehr” – “Häh?”. Das ist nicht eine Frage des Intel­lekts – nein, bildlich gespro­chen stellt sich der “Rebell” bei begin­nendem Stress­ver­halten “selbst auf den Schlauch”. Und hier kommen ein Großteil der Lehrkräfte ins Spiel.

Zeigst Du mir Deinen Stress – zeigt ich Dir meinen Stress!

Es gehört eine gehörige Portion Selbst­dis­zi­plin dazu, um die eigenen Emotionen zu verbergen. Und so ist es das Schicksal der meisten “Rebellen”, dass man das “mag/mag nicht” und das stimm­lose oder stimm­hafte “Häh?” im Gesicht und vor allem an den Augen ablesen kann.
Nun lehrt uns die Statistik, dass der Anteil der “Rebellen” unter den Gymna­si­al­lehr­kräften nicht so hoch ist wie der “Rebellen”-Anteil in der Bevöl­ke­rung. Im Kolle­gium finden sich (quasi ‘qua Berufung’) vermehrt Basis-“Logiker”- und “Beharrer”-Persön­lich­keits­typen, und die 2 Typen haben es nicht so mit der Emotion. Im Gegen­teil: die Abnei­gung in den Augen oder gar das gestresste “Häh?” des “Rebellen” sind für sie die Einla­dung um in die eigene Stress­kas­kade einzu­steigen – ein nicht nur in der Psycho­logie bekanntes Verhalten.

Wenn ich Deine Augen nicht sehe – bin ich weniger getriggert

Wir alle kennen vermut­lich das Phänomen, dass sich die Vertreter des Lehrkör­pers gerne mal auf immer die gleichen “Kandi­daten einschwingen” – erlebt durch eigene “schmerz­hafte” Erfah­rung oder durch Beobach­tung. Mein Sohn zumin­dest kennt dieses Phänomen gut und weiß, was es heißt, wenn man immer dann aufge­rufen wird, wenn man am offen­sicht­lichsten nichts weiß…
Warum also nimmt die Häufig­keit dieser unerquick­li­chen Aufrufe ab, wenn die ungebän­digte Haarpracht (Corona-Lockdown bedingt) die Augen verdeckt?

Ich wage also die Annahme, dass eine Lehrkraft, mit ausge­prägtem Logiker/­Be­harrer-Persön­lich­keitstyp, weniger durch die Verhal­tens­muster des “Rebellen”-Typs ‘getrig­gert’ wird, wenn sie die Augen des “Rebellen” nicht sehen kann und damit mehr aus dem Fokus gerät.

… OK … steile These, aber denkbar!

Mehr zu PCM und Termine für Workshops und Seminare – hier auf dieser Website unter  Methoden → PCM Process Commu­ni­ca­tion Model®

 


Hat Ihnen meine These gefallen? Haben Sie eigene Beobach­tungen?
Im Kommentar ist Platz dafür

Welttreffen mit dem “Vater” des Process Commu­ni­ca­tion Model – Dr. Taibi Kahler

Welttreffen mit dem “Vater” des Process Commu­ni­ca­tion Model®, dem Psycho­logen Dr. Taibi Kahler.
Danke Taibi, dass du das Persön­lich­keits- und Kommu­ni­ka­ti­ons­mo­dell einmal mehr auf deine inspi­rie­rende, ausdrucks­starke und einzig­ar­tige Art und Weise zum Leben erweckt hast – den Fokus auf den Prozess der Kommu­ni­ka­tion, die Integra­tion von Diver­sität und das Werkzeug, um indivi­duell von Sekunde zu Sekunde zu verbinden und zu motivieren. PCM ist ein sehr wirkungs­volles prakti­sches Werkzeug für #SelfLea­der­ship, #Leadin­gO­thers, #Stress­Ma­nage­ment und #Agile­Kom­mu­ni­ka­tion, das weltweit und kultur­über­grei­fend in Wirtschaft und Bildung einge­setzt wird. PCM – das Werkzeug, um täglich einen Unter­schied zu machen
Vielen Dank an Cyril Colli­gnon und Mickaël Dufour­neaud, die dies möglich gemacht haben! Für weitere Infor­ma­tionen über PCM: https://key4c.com/process-communication-model/
#PCMworks

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kosten­lose Version)