Konflikt­re­si­lienz kann man trainieren

Dieser Artikel ist erschienen auf der Platt­form ‘Computer&Automation 12/2022

Das Wörter­buch irrt! – Weil Compas­sion mehr als (nur) Mitge­fühl ist!

Compassion - Letters in a stone bench

Compas­sion – “makes the world go around”

Ein anderes Wort für Compas­sion – Ich würde ja … wenn ich könnte

Immer wieder werde ich mit der Frage konfron­tiert, warum ich immer das engli­sche “Compas­sion” und nie das deutsche “Mitge­fühl” verwende.
Die Antwort ist einfach:  weil die korrekte Bedeu­tung für Compas­sion mehr ist als nur Mitge­fühl.
Zugegeben, die gängigen “Englisch-Deutsch” Wörter­bü­cher nennen “Mitge­fühl” als Überset­zung – dies liegt jedoch nicht daran, dass es die korrekte 1 zu 1 Überset­zung ist, sondern mit der engli­schen Bedeu­tung von Compas­sion nur die größte Schnitt­menge hat.

Von passiv zu aktiv

Die latei­ni­sche Wurzel des Wortes Compas­sion sind die Vorsilbe com und das Wort pati, was gemeinsam (er)leiden oder mitleiden bedeutet. Wer mit einer anderen Person leidet, hegt mehr als Sympa­thie und geht auch über Empathie hinaus.
Merriam-Webster (der engli­sche “Duden”) definiert Compas­sion als sympa­thetic conscious­ness of others’ distress together with a desire to alleviate it – also das “mitfüh­lende Bewusst­sein für das Leid/die Notlage anderer, verbunden mit dem Wunsch, sie zu verrin­gern. Und dieser “Wunsch zu verrin­gern” macht den entschei­denden Unter­schied: während “mitfühlen” eine passive Reaktion ist, hat “verrin­gern” eine aktive Kompo­nente.
Und diese Aktivität macht für mich den den Unter­schied aus:  Compas­sion ist soviel mehr als Mitge­fühl! Und es gibt kein vergleich­bares deutsches Wort.

Ohne Compas­sion bleiben wir stecken

Und genau dieses aktive Bereit­schaft zu “verrin­gern”, zu helfen, zu unter­stützen – oder wie immer wir es auch gerne nennen – schafft die Basis für ein positives und konstruk­tives Mitein­ander. Wenn jemand mit mir “mit fühlt”, dann haben im schlimmsten Fall 2 das gleiche unange­nehme Gefühl. Damit wird weder mir, dem “mitfüh­lenden” Menschen oder der Situa­tion geholfen. Auch die Weisheit vom “geteilten Leid ist halbes Leid” ändert im ersten Moment nichts, solange ich das “Leid” nur gemeinsam betrachte. Die Teilung und die Verrin­ge­rung des Leids beginnt genau dann, wenn ich mit der Unter­stüt­zung anderer an einer Lösung arbeite. Darum ist Compas­sion für mich so viel mehr als Mitge­fühl. Es ist der Motor für ein gemein­sames Ringen für Lösungen, für Innova­tionen, für ein kreatives, produk­tives und positives Miteinander.

 

Konflikt­kom­pe­tenz – “Mindset meets Methode”

Mindset vs Methods

Nachhal­tige Konflikt­lö­sungen beginnen im Kopf

Konflikt­kom­pe­tenz – “gibt es da nicht was von Ratiopharm?”

Ich bin immer wieder überrascht, wenn sich Inter­es­senten mit der Frage melden: “Wir haben in unserem Unter­nehmen gerade massive Probleme mit Konflikten – können Sie uns einen eintä­gigen Workshop anbieten?”. Zum einen – wenn Konflikt­kom­pe­tenz in einem Einta­ges­work­shop “erworben” werden könnte, warum haben Sie es nicht schon früher gebucht, da hätte man sich den ganzen aktuellen Ärger sparen können?!
Wenn ich tatsäch­lich das “One-Day-Conflict-Wonder” garan­tieren könnte – warum rennen mir nicht alle die “Bude” ein?
Sie merken schon – meine Erfah­rung als Trainer und Berater haben mich darin bestä­tigt, dass es nachhal­tige Konflikt­lö­sungen und Konflikt­kom­pe­tenz nicht einfach nur per Rezept gibt. Zur Konflikt­lö­sung gehört mehr als einfach nur die Anwen­dung einer Methode – das richtige Mindset ist ein entschei­dender Faktor!

Konflikt ist nicht erst wenn es knallt

Betrachten wir Konflikte und ihre Entwick­lungs­stufen nach dem Modell von Fried­rich Glasl, dann gibt es 3 Phasen (mit je 3 Stufen) die von “win-win”, über “win-lose” zu “lose-lose” eskalieren. Bedau­er­li­cher­weise werden Konflikte oftmals erst dann als solche gesehen und bezeichnet, wenn die Schwelle zu “win-lose” fast erreicht oder sogar schon überschritten ist. Welche Auswir­kungen und Kosten das für die Lösung der Konflikte, das “zwischen­mensch­liche Klima” und die Produk­ti­vität hat, damit haben sich Studien von Gallup, KMPG und anderen einge­hend beschäf­tigt. Allein für die USA hat Gallup (2013) einen Verlust von 350 Milli­arden US$ pro Jahr veran­schlagt. Da bekommen Defini­tionen von Ken Blanchard – “A problem only exists if there is a diffe­rence between what is actually happe­ning and what you desire to be happe­ning.” – und

Conflict is the gap between what you want and what you are experi­en­cing
- Nate Regier

eine neue Dimen­sion. Konflikte sind unser ständiger Begleiter, und ungelöst nicht erst ein Problem, wenn sie als offener Streit sichtbar werden. Konflikt­kom­pe­tenz und Konflikt­lö­sung kann nicht früh genug ansetzen.

Konflikt­kom­pe­tenz beginnt mit Kopf und Herz

Die beste Konflikt­lö­sungs­me­thode tritt zu kurz, wenn sie nicht vom notwen­digen Mindset begleitet wird. Wie gut ist ein Kompro­miss, bei dem ich mich auf der Mitte zwischen 2 Positionen treffe, im Vergleich zum Ergebnis eines gemein­samen Ringens um “das Beste aus 2 Welten”?  Wie nachhaltig ist der Verzicht auf die eigene Lösung – nur um “des lieben Friedens willen”? Welches Engage­ment kann ich noch erwarten, wenn ich meine Vorstel­lung gegen den Wider­stand der anderen durch­ge­drückt habe?
Konflikte nachhaltig zu lösen, setzt die Bereit­schaft voraus, im besten Sinne mitein­ander um die beste Lösung zu ringen – oder anders formu­liert: auf Augen­höhe mitein­ader zu streiten! Die Grund­lage für ein solches “Mitein­ander” ist ein Mindset der Wertschät­zung, des Zutrauens und des Vertrauens – veran­kert in Kopf und Herz.

Was braucht agile Kommunikation?

Dieser Artikel ist erschienen auf der Platt­form ‘Computer & Automa­tion 01/2022